23.08.06

Lichtblick

Fast untergegangen

und bald schon vergessen

kann auch ein freundlicher Blick

in der Menge

wie ein kurzer Blitz

am traurigen Himmel

plötzlich

Deinen Alltag erhellen.

Ja, einen Lichtblick, den hatte ich.

Nach einem Krankenhausaufenthalt im Januar in der Neurologie,

wo man meinen Schmerzen allerdings nicht auf die Spur kam,

und mich mit Antidepressiva und Neuroleptika behandelte,

ging es mir halbwegs gut.

Wir konnten sogar für eine Woche nach Mallorca fahren.

Es lief alles ganz gut, und ich hatte fast vergessen, wie schlimm es mir

 vor einem Jahr noch ging, wo ich eigentlich nicht mehr leben wollte.

Da mich Viele von Euch darauf angesprochen haben, wie es mir geht, und ich auch

jetzt das Bedürfnis habe, wieder Einiges nieder zu schreiben,

habe ich mein Tagebuch wieder aufgenommen.

Ich habe vor ca. zwei Wochen einen Rückschlag erlitten,

der noch immer anhält. Ich wechselte auf ärztlichen Rat meine Medikation,

weil ich immer mehr an Gewicht zu nahm. Das deprimierte mich, weil ich ja

kaum etwas aß. Jetzt erst zeigt sich, dass der Abbruch der damaligen

Medikation fatale Folgen hat. Meine Schmerzen habe ich wieder

und die damit verbundene Antriebslosigkeit und Depression.

Ich nehme nun meine ursprünglichen Medikamente wieder

und hoffe, dass sie mir erneut helfen werden.

Es ist unglaublich, wie schnell man wieder ganz unten ist.

Die Abwärtsspirale macht nicht halt, wenn man sich nicht ständig

wieder aufrappelt und sich bemüht.

Und das tue ich auch, wenn es irgendwie geht.

Ich beschäftige mich mit meiner kleinen Daisy und gehe mit ihr spazieren,

obwohl mir oft die Tränen laufen.

Das Schlimme daran ist, ich darf meine Tränen niemanden zeigen.

Ich weine nur, wenn ich alleine bin.

Das tut gut, und ich fühle mich erleichtert hinterher.

Die Frage allerdings, warum ich immer wieder leiden muss,

kommt mir ständig in den Sinn.

Ich schüttele ihn ab und versuche positiv zu denken,

obwohl es mir nicht immer leicht fällt.

  

24.08.06

Heute waren die Schmerzen nach dem Aufstehen aüßerst heftig.

Ich musste erst ein Schmerzmittel nehmen und mich wieder hinlegen.

Doch jetzt geht es ein bisschen. Der Gassigang mit Daisy hat mir auch

wieder Freude gemacht.

Nun steht die nächste Hürde an, die es zu überwinden gibt.

Meine Mam ist krank und kann meine Oma nicht ausreichend pflegen.

Schlimmstenfalls muss sie sogar ins Krankenhaus. Ich mache mir solche

Sorgen um sie, denn außer Dir habe ich sonst Niemanden mehr.

Alle haben sich nach und nach verabschiedet, die sich mal meine Freunde

nannten. Und nun um Hilfe betteln, nein dazu bin ich zu stolz.

Mit Gottes Hilfe werden hoffentlich die Beschwerden besser, und ich kann

meiner Mam ein bisschen beistehen. Sie hat so viel getan in den letzten

zwanzig Jahren meiner Krankheit für mich. Das bin ich ihr einfach schuldig.

Heute Morgen schien die Sonne so schön, und ich dachte, es wird ein guter Tag,

doch jetzt weint der Himmel wieder. Ich darf nicht mehr weinen. Es tut zwar gut,

nimmt mir aber auch eine Menge an Kraft.

Später werde ich ans Kloster fahren und für meine Mam beten,

und für Alle, die mir wichtig sind.

Nur wer ins Land der Hoffnung reist,

begegnet dem Wunder

des eigenen Muts

und kann mit

geheilten Wunden

zurückkehren und weitergehen.

25.08.06

Mir geht es Gott sei Dank heute besser.

Ich brauche zwar morgens immer meine Anlaufzeit, aber ich bin soweit

zufrieden. Der Spaziergang mit Daisy war wieder sehr schön.

Ich streife so gerne mit ihr durch die Natur und sauge alles auf

wie ein Schwamm. Heute habe ich viel zu tun.

Ich hoffe, ich schaffe das alles, ohne dass es mich wieder umhaut.

Dort draußen,
wo Sonnenstrahlen Wolken durchbrechen,
wo sich Felsen gegen die Brandung stellen
und wo Knospen im Schnee das Licht erblicken,
wirst Du die Kraft der Natur
auch in Dir selbst spüren
und Deine Sorgen belächeln.
 
Dies soll mein Motto für den heutigen Tag sein.
 
27.08.06
 
Es gibt Tag, wie gestern, an denen ich sehr mit mir kämpfen muss.
Es war wieder einer dieser Tage, an denen mir nicht viel gelingt, so
sehr ich es auch will, und ich es mir vornehme.
Ich laufe ruhelos in der Wohnung umher, und will etwas tun,
doch ich kann es einfach nicht. Ich finde den Zugang zu den Dingen nicht.
Hinzu kam, dass ich mich beim Einkaufen verhoben hatte, und mein Nacken
und der Kopf mir ständig vermittelten, leg Dich hin, ruhe Dich aus.
Oft lasse ich mich von dieser Stimme leiten und lege mich dann hin.
Gestern jedoch wollte ich ihr einfach nicht gehorchen.
Ich wollte trotz den Schmerzen etwas tun.
Leider gelang mir nicht viel. Der Spaziergang am Morgen mit Daisy
brachte mich auf andere Gedanken. Ja, ich sah sogar wunderschöne Motive,
die ich gerne fotografiert hätte....eine Weide mit Schafen, ein Vogelbeerbaum,
eine Anemone. Nur leider hatte ich die Kamera nicht dabei.
Ich verschob das also auf den Nachmittag, aber als die Sonne dann verschwand,
war auch meine anfänglich gute Laune verschwunden, und ich wusste
nichts Rechtes mit dem Tag anzufangen.
Eines hat mir allerdings sehr viel Freude gemacht. Ich bekam eine liebe Mail
von einer Frau, die sich für meine Lage interessiert und wissen wollte,
wie es mir so geht. Das hat mich sehr gefreut.
Auch habe ich ein kleines Päckchen zur Geburtstagsüberraschung
für eine Internetfreundin fertig gemacht.
Es macht mir immer sehr viel Freude, andere Menschen aufzuheitern mit
kleinen Überraschungen, seien es liebe Grüße per Karte oder ein kleines
Geschenk. Es macht mich einfach glücklich, wenn Andere sich freuen.
Gestern hätte ich das auch gebrauchen können.
Ich hätte mir selbst ein Lächeln schenken müssen, mich selbst mehr beachten,
und das was ich brauche. Es fiel mir jedoch nichts ein, und so plätscherte
der Tag mehr oder weniger sinnlos vor sich hin.
In der Therapie muss ich wohl noch lernen, meine Zeit sinnvoll zu nutzen
und auch, wenn mir nicht nach Aktivität zu Mute ist, etwas zu Stande zu bringen.
 
Noch ist es dunkel draußen.  Ich liebe diese Zeit, wenn es noch früh am Morgen ist
oder sogar in der Nacht, wenn ich nicht mehr schlafen kann.
Dann fühle ich mich frei und losgelöst von sämtlichen Druck,
den ich mir meist selber mache.
Alles schläft noch, alles ist ruhig, ich muss noch nichts tun, noch nicht funktionieren,
nicht unbedingt aktiv sein, wenn mir nicht danach ist.
 
Gerade dämmert es. Der Himmel ist Wolken verhangen. Es wird wohl keine Sonne
geben heute.....schade.
Dann will ich mir selbst ein Lächeln schenken.....
mit einer der letzen Rosen in unserem Garten...
und ich hoffe, dass es trotz der Wolken ein guter Tag für mich wird.
 
 
08.10.2006
 
Wieder sitze ich hier, und es ist noch so früh. Ich kann nicht mehr
schlafen, weil mich Albträume plagen, und ich vor Schmerzen nicht mehr
liegen kann. Dies ist immer die Zeit, die ich sehr genieße.
Ich muss noch nicht funktionieren oder unbedingt etwas tun.
Es ist noch ruhig draußen, und Alle schlafen noch.
Die vergangene Zeit brachte mir viele schöne, kleine Momente,
die ich auch unter der Rubrik "kleine Lichtblicke" festgehalten habe.
In der Therapie lerne ich jetzt, meine negativen Gedanken in positive
zur korrigieren. Das fällt oft schwer, gerade, wenn ich starke Schmerzen
habe und mich mal wieder hinlegen muss. Darin sehe ich meist keinen Sinn,
und muss es doch ertragen. Durch meine "kleinen Lichtblicke" habe ich
mich selbst auf schöne Momente erinnert, die ich hatte.
Es waren schon ein paar schöne Augenblicke, die ich erlebt habe.
Und ich muss versuchen, ihnen mehr Gewicht in meinem Leben zu geben.
Auch in meiner Wohnung versuche ich mich mit schönen Dingen zu umgeben,
z.B. schöne leuchtende Farben wie Gelb.
Der Herbst hat nun Einzug gehalten, und ich denke wieder an die Zeit
vor einem Jahr zurück. Das macht mir Angst, und ich versuche, nicht
mehr dran zu denken. Es war wohl eine meiner schwärzesten Zeiten
in meinem Leben, als ich vor Schmerzen viel geweint habe und nicht
mehr leben wollte.
Heute ist schon wieder Sonntag. Ich weiß nicht, wo die Zeit geblieben ist.
Ich möchte sie gerne festhalten, gute Momente nicht loslassen, doch
es gelingt mir nicht.
Ich freue mich schon jetzt auf den goldenen Herbst, wo Licht- und Schattenspiele
zum Fotografieren einladen.
Dies macht mir sehr viel Freude und lenkt mich von negativen Gedanken ab.
 
    
 
12.10.2006
 
Draußen wird es nun immer herbstlicher, aber das Wetter ist noch so schön
angenehm. Ach würde es doch nur keinen Winter geben. Mir graut
schon vor den kurzen, dunklen Tagen, wo es nass-kalt ist, und man es sich nur
drinnen gemütlich machen kann.
Ich möchte so gerne noch ein paar schöne Herbstfotos machen,
aber diese Woche komme ich zu gar nichts, weil ich nur Arzttermine habe.
Ich hoffe, dass es mir wenigstens etwas bringt.
Heute Nacht konnte ich vor Schmerzen wieder nicht mehr liegen,
und so bin ich seit drei Uhr in der Nacht schon wach.
Langsam werde ich wieder müde,
muss mich aber wach halten, weil meine kleine Maus auch gleich
raus möchte.
So hoffe ich, es wird ein erträglicher Tag werden, an dem ich wieder
schöne Augenblicke erleben darf.
 
 
 
20.10.2006
 
Ich kann mal wieder nicht gut schlafen, und sitze schon die ganze Nacht
hier. Es geht mir gut, und ich fühle mich,
als könnte ich hier noch lange sitzen.
Spätestens, wenn es hell draußen wird, dann werde ich
wieder müde. Dann muss ich nämlich wieder funktionieren.
Deshalb liebe ich die Dunkelheit in der Nacht.
Ich kann ganz ruhig sein mit mir, liebevoll mit mir umgehen,
nicht nachdenken und grübeln,
warum ich was und wieso nicht schaffe.
Ich liebe die Nacht, und ich bin gerne hier in meinem Paradies.
Ich denke wieder öfter über Engel nach.
Engel in Form von lieben Menschen, die ich kenne.
Ich habe erst vor kurzer Zeit einen kennen gelernt,
der mir immer über meinen speziellen Engel erzählt,
dem ich alles anvertrauen kann, der auf mich aufpasst
und mich behütet.
Danke lieber Engel.
 
 
 
06.11.2006
 
Von starken Schmerzen und Migräne gefolgt von schrecklichen Albträumen,
bin ich gerade wach geworden.
Schweißnasse und völlig durcheinander.
Meine Angst um meine Mam verfolgt mich bis in den Schlaf.
Wenn sie nicht endlich auf sich achtet und ein mal an sich denkt,
anstatt sich nur um meine pflegebedürftige Oma zu kümmern,
dann geht das nicht mehr lange gut.
Morgen soll sie sich im Krhs. noch ein mal vorstellen wegen der OP.
Ich mache mir so große Sorgen um meine Mam.
Sie ist so schrecklich mies drauf, kaum ein Wort ist ihr zu entlocken,
kein Lächeln, kein gutes Wort für mich, einfach nichts.
Zum Glück kommst Du heute. Ohne Dich würde ich das nicht schaffen.
Ich bin einfach nur schrecklich traurig und verzweifelt.
Am liebsten würde ich meine Daisy und Dich schnappen und abhauen.
Irgendwohin, wo sich meine Seele wieder erholen kann,
wo ich wieder leben kann ohne Sorgen und Ängste.
Aber, ich kann nicht fort. Ich sitze im goldenen Käfig,
und kann nicht hinaus fliegen in die weite Welt,
um meine Träume und Wünsche zu erleben.
 
Ich weiß einfach nicht mehr weiter.....:-((((
 
Mein Schutzengel bitte beschützte mich!!!!!!
 
 
 

   

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